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Weltfrauentag am 08. März - Geschichte, Ursprung, Hintergründe

Frauentag: Warum gibt es einen Internationalen Weltfrauentag?

Am 8. März ist Frauentag! Verbinden auch Sie den Tag in erster Linie mit einer Rose und einem gratis Sekt für Frauen? Dabei ist der Weltfrauentag viel mehr als nur einer dieser neu erkorenen Motto-Tage. Aber worum ging es beim Frauentag gleich nochmal? 

Schließen Sie gleich für einen Moment die Augen und stellen sich vor: 

- Es stehen wichtige Wahlen an, Sie dürfen aber nicht abstimmen  
- Sie möchten studieren oder arbeiten, müssen vorher aber Ihren Ehemann um die Erlaubnis bitten 
- Sie lieben Ihre Arbeit, aber weil diese Ihrem Angetrauten nicht passt, kündigt er Ihren Arbeitsvertrag fristlos - ohne Ihr Einverständnis 
- Sie sind Lehrerin in Bayern und müssen Ihre Stelle aufgeben, weil Sie heiraten 
- Sie haben den gleichen Job wie Ihr Mann mit exakt den gleichen Aufgaben, verdienen aber rund 18% weniger 
 
Egal, welchem Geschlecht Sie angehören - wenn Sie sich in die Situation als solche reindenken, kommen vermutlich nicht die freudvollsten Gefühle auf. Tatsächlich konnte bis zum 1.7.1958 ein Mann den Anstellungsvertrag seiner Frau fristlos kündigen und verwaltete vorher auch ihren Lohn. Erst ab 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig angesehen. Das Gesetz, dass eine Frau ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten durfte, wurde sogar erst 1977 entsprechend geändert. 
 
Auch wenn Ihnen der letzte Punkt der oben genannten Situationen womöglich selbst im Jahr 2023 noch bekannt vorkommt, hat sich im letzten Jahrhundert, wie man sieht, doch einiges für die Gleichberechtigung der Frau getan. Möglich gemacht haben das die Begründerinnen des 1. Weltfrauentages 1911 und alle, die schon zuvor und seitdem ihre Stimme erhoben und aktiv an Veränderungen mitgewirkt haben. Und genau aus diesem Grund feiern wir Jahr für Jahr am 8. März den Frauentag. Weltweit. Um an das bereits erreichte zu erinnern und noch bestehende Ungleichheiten sichtbar zu machen und aufzulösen. 

 

 

Geschichte & Entstehung

 

Bereits 1902 forderten erste Frauenstimmrechtsverbände mittels Demonstrationen und in Zeitschriften ihr Recht ein. Hedwig Dohm (1831-1919) setzte sich sogar noch früher für gleiche Bildung für alle, Erwerbstätigkeit auch von Frauen und das Frauenwahlrecht ein. Auf der Erste Internationale Sozialistische Frauenkonferenz1907 sprach sich auch Clara Zetkin für das Frauenwahlrecht aus. Es wurde die nächsten Jahre zum zentralen Thema. So rief es den Bürgern in Deutschland zum Weltfrauentag am 8. März 1914 beispielsweise als Motto von den Plakaten entgegen: Heraus mit dem Frauenwahlrecht 

 

Immer wieder wurde die Forderung nach einem Tag laut, an dem sich Frauen im Land und über den Globus verteilt für Gleichberechtigung, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sowie gegen Diskriminierung, einsetzen. Die deutschen Sozialdemokratinnen und Frauenrechtlerinnen Clara Zetkin und Käte Duncker brachten am 27. August 1910 auf der Zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenzin Kopenhagen dann auch einen entsprechenden Antrag ein. Die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages wurde von 100 Delegierten aus 17 Ländern beschlossen, mit dem vorrangigen Ziel, das allgemeine Frauenwahlrecht durchzusetzen. Damit war der International Womens Day offiziell. 

 

Auch wenn Frauen sich ab 1908 politisch engagieren durften, mussten sie in Deutschland weitere 10 Jahre warten, bis am 12.11.1918 das aktive und passive Frauenwahlrecht im Gesetz verankert wurde und Frauen im Januar 1919 das erste Mal wählen durften. 

 

Gleiche Rechte für alle!

Der erste Weltfrauentag im Jahr 1911

Der erste Weltfrauentag wurde am 19.3.1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA zelebriert. Primäre Forderung dieses ersten Frauentags war das aktive und passive Wahlrecht für Frauen. Mehr als 1 Millionen Frauen gingen damals auf die Straße. Ein Jahr später nahmen auch Frauen aus Frankreich, Schweden und den Niederlande an den Demonstrationen zum Internationalen Weltfrauentag teil, wiederum ein Jahr später, 1913, kam Russland dazu und mit der Zeit folgte ein Land nach dem anderen. 

 

Dieser Internationale Frauentag ist die wuchtigste Kundgebung für das Frauenwahlrecht gewesen, welche die Geschichte der Bewegung für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts bis heute verzeichnen kann.Dieser Spruch zum Weltfrauentag stammt von Clara Zetkin, Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin der ersten Stunde, die auch Herausgeberin der Zeitung Die Gleichheitwar. 

 

Wo Frauen in Finnland, Deutschland, Österreich, Polen, Russland, Norwegen und Dänemark bis 1920 aktives und passives Frauenwahlrecht erlangt hatten, durften Frauen in der Schweiz tatsächlich erst ab 1971 wählen. In Liechtenstein sogar erst ab 1984. Kaum zu glauben aber tatsächlich wahr.

 

Wieso wird der Weltfrauentag am 8. März gefeiert?

Geschichten, warum schließlich der 08.03. zum Frauentag ernannt wurde, gibt es einige. Es ist jedoch nicht dokumentiert, ob eine davon tatsächlich ausschlaggebend war zur Festlegung des 8. März als globales Datum für den Weltfrauentag.  

 

Möglicherweise war es diese: In Petrograd/Russland begannen am 8.3.1917 (nach dem julianischen Kalender in Russland der 23.2.) Streiks der Bewohnerinnen in den armen Stadtvierteln. Diese lösten die Februarrevolution in Russland aus. Die Internationale Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau, die im Jahr 1921 stattfand, soll dann den 8. März als internationalen Gedenktag eingeführt haben. 

 

Der Weltfrauentag erst im Untergrund, dann im Dornröschenschlaf

Nachdem schon im Ersten Weltkrieg kritische Frauenveranstaltungen von der SPD nicht erwünscht waren, wurde der Weltfrauentag zur Zeit des Nationalsozialismus verboten. Die Rolle der Mutter und deren Verehrung passte besser in die NS-Ideologie und so wurde der Muttertag stärker in den Fokus gerückt. Frauenrechtlerinnen trafen sich dennoch im Geheimen. Allerdings schlief die Aufmerksamkeit um den Internationalen Weltfrauentag auch nach dem Ende des 2. Weltkriegs erstmal ziemlich ein.  

 

Dennoch spielte vor allem eine Frau 1948/1949 eine außerordentlich wichtige Rolle, um die Gleichberechtigung der Frau im Grundgesetz zu verankern. Im Nachkriegsdeutschland tagte in Bonn der Parlamentarische Rat, um eine demokratische Verfassung zu erarbeiten. Unter den 65 Abgeordneten waren auch vier Frauen: Dr. Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel. Vor allem dank der Juristin Dr. Elisabeth Selbert, die sich unermüdlich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzte, wurde folgender Satz schließlich in das Grundgesetz aufgenommen: Männer und Frauen sind gleichberechtigt(Artikel 3, Absatz 2). Ergänzt wurde dieser Satz übrigens 1994 nach langen Diskussionen hin zu: Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. 

 

Doch wieder zurück zum Dornröschenschlaf des Weltfrauentagses dauerte bis zu den Frauenbewegungen ab den 1970ern, dass der Frauentag in der Bundesrepublik Deutschland wieder präsenter wurde. Vermutlich verdanken wir die Ergänzung 1994 vor allem auch den Aktivitäten rund um den Weltfrauentag. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands schaffte es der Frauentag schnell wieder in die Kalender. Mit dem Frauenstreiktagam 08.03.1994 schaffte er schließlich das große Comeback und ist seitdem in der Gesellschaft fest verankert. 

 

Frauentag in der DDR  

 

Auch wenn der Frauentag in der DDR ebenfalls als solcher bekannt war und mit staatlich gelenkten Feiern sogar zelebriert wurde, ähnelte er doch inhaltlich immer mehr dem westdeutschen Muttertag. Der Frauen-Kampftagwurde ab den 1950er Jahren ein staatlich verordneter Ehrentag. Mit dem Motto Gruß und Dank den Frauenwurden Frauen für die Unterstützung beim Aufbau des Sozialismus ausgezeichnet und die Frauen durften gelegentlich auch zuhause in der Familie mal die Füße hochlegen. Auch wenn die Gleichberechtigung hinsichtlich der Erwerbstätigkeit von Frauen eines der Hauptziele der DDR-Frauenpolitik war, beruhte diese doch vor allem auf einer wirtschaftlichen Notwendigkeit. Ansonsten war von Gleichberechtigung in vielen Familien auch nicht viel zu spüren, denn neben dem Beruf war die Frau zudem für den Haushalt verantwortlich. Parallelen dazu finden sich auch heute noch in vielen Familien. 

 

Die Gleichberechtigung muss immer wieder thematisiert werden.

 

Weltfrauentag 2023: Das Motto

 

#EmbraceEquity ist das globale Motto für den International Womens Day 2023. Am 8. März werden bisherige Erfolge der Frauenrechtsbewegung gefeiert und gleichzeitig auf noch bestehende Ungerechtigkeiten und Probleme hingewiesen. Jedes Jahr gibt es zumindest ein international gültiges Motto. Häufig wird aber in den einzelnen Ländern zusätzlich ein - auf die landestypischen Herausforderungen zutreffender - Spruch bzw. Sprüche zum Weltfrauentag gewählt.  

 

Motto zum Frauentag in Deutschland 2023

Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten- Die Frauen des Deutscher Gewerkschaftsbund möchten mit ihrem Motto zum Weltfrauentag 2023 darauf hinweisen, dass die Geschlechterperspektive in den Diskussionen rund um den Fachkräftemangel zu wenig berücksichtigt wird. Es wird dann auch ein Umdenken bezogen auf Arbeitszeiten gefordert, die zum Leben passen und Männern und Frauen die gleichen Möglichkeiten bietet, berufstätig zu und sich um Familie und Alltagsangelegenheiten zu kümmern. Auch die Anpassung von Einkommen zur Existenzsicherung, gerade in von Frauen dominierten Branchen, ist neben dem Schließen der Lohnlücke zur Vermeidung von Benachteiligungen eine weitere Forderung des Deutscher Gewerkschaftsbund. 

 

Übrigens: die erste Ministerpräsidentin eines Bundeslandes in Deutschland war Heide Simonis im Jahr 1993 (bis 2005 in Schleswig-Holstein). Die erste Frau im Vorstand eines der 30 stärksten börsennotierten DAX-Unternehmen war die Niederländerin Karin Dorrepaal im Jahr 2004. 

 
 

Gemeinsam wurde schon vieles in Bezug auf Frauenrechte erreicht.

Weltfrauentag Sprüche

Einige Mottos mit dazugehörigen Hashtags der globalen Kampagnen zum Weltfrauentag lauteten in den letzten Jahren: 

 

  • 2022: #BreaktheBias 

  • 2021: #ChoosetoChallenge 

  • 2020: #EachforEqual 

  • 2019: #BalanceforBetter 

  • 2018: #PressforProgress 

  • 2017: #BeBoldforChange 

  • 2016: #PledgeforParity 

 

Frühere Kampagnen

Nachdem die Frauenwahlrechte durchgesetzt wurden, gingen die Frauen und Unterstützer des Weltfrauentags Themen an wie unter anderem:  

 

  • gleiche Rechte für uneheliche Kinder und deren Mütter 
  • Arbeitsschutzgesetze für Frauen 
  • bessere Bildung für Mädchen 
  • Schutz für Mütter und Kinder 
  • Angebote von Kindergärten und -krippen

Auch Themen wie Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Kinderehen sowie Rechte gegen Gewalt und Sexismus stehen immer wieder auf der Agenda.  Daneben ging es in den letzten Jahren vermehrt auch um die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, mehr Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen, bessere Aufstiegschancen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit. 

 

Im Jahr 1975 nahmen auch die Vereinten Nationen (UN) den 8. März als Anlass, eine Feier im Rahmen des Internationalen Jahrs der Fraugenau an diesem Tag auszurichten. Zwei Jahre später forderte die UN-Generalversammlung zudem alle Staaten auf, einen Tag im Jahr zum Tag für die Rechte der Frau und den Weltfriedenzu erklären.  

Das Motto der UN Women für das Jahr 2023 lautet übrigens: DigitALL: Innovation and technology for gender equality.“  

 

Der Weltfrauentag als gesetzlicher Feiertag


Als gesetzlicher Feiertag konnte der Weltfrauentag in Deutschland bisher in 2 Bundesländern durchgesetzt werden: in Berlin im Jahr 2019 und in Mecklenburg-Vorpommern erstmalig in diesem Jahr (2023). 


08. März: In welchen Ländern ist der Frauentag ein Feiertag?

Weltweit ist der Internationale Weltfrauentag übrigens in rund 24 Ländern ein Feiertag: 

  • Angola 

  • Äquatorialguinea 

  • Belarus 

  • Burkina Faso

  • Volksrepublik China

  • Deutschland (nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern)

  • Eritrea

  • Georgien

  • Guinea-Bisseau

  • Kasachstan

  • Kambodscha

  • Kirgisistan

  • Laos

  • Madagaskar

  • Moldau

  • Mongolei

  • Nordkorea

  • Nepal

  • Russland

  • Tadschikistan

  • Turkmenistan

  • Uganda

  • Ukraine

  • Usbekistan 

Zwar dürfte bei einigen der Weg hinsichtlich der Gleichberechtigung noch ein weiter sein, dennoch stimmt die Festsetzung des Weltfrauentags als Feiertag positiv. 

 

In rund 24 Ländern ist der Weltfrauentag ein Feiertag.

GIRL POWER

Mode und der Weltfrauentag

Als Unternehmen für Secondhand Fashion möchten wir noch einen Schlenker hin zur Mode machen. Denn mit dem Frauenwahlrecht begann auch eine Veränderung im Erscheinungsbild der Frauen. Die Mode wurde freizügiger, die Haare kürzer, die Hüte auffälliger. Manch eine Frau traute sich sogar, Damenhosen zu tragen. Was heute so selbstverständlich ist, war gerade in den 1920er/1930er Jahren noch skandalös, auch wenn Stars wie Marlene Dietrich die Hosen selbstbewusst zur Schau trugen. Die Damenmode war zwar eher kein Motto der frühen Weltfrauentage zum 8. März, dennoch wurde sie von selbstbewussten Frauen, die ihre eigenen Visionen umsetzen wollten, geprägt. Wenn Sie mehr über die Entwicklung der Frauenmode erfahren möchten, lesen Sie im Anschluss direkt weiter, wie sich die Damenmode in den letzten 100 Jahren veränderte.
 
Fazit:
Es war ein langer, teils sehr zäher Weg, auf den sich Frauen vor über 100 Jahren aufgemacht haben. Und trotz so vieler Errungenschaften ist das Ziel absoluter Gleichberechtigung von Männern und Frauen auch im Jahr 2023 noch nicht erreicht - insbesondere, wenn wir die weltweite Situation mitberücksichtigen. Aber selbst bei uns dürften berufliche und soziale Gleichberechtigung sowie Schutz vor Gewalt und Sexismus auch in den nächsten Jahren ihren Platz beim International Women’s Day finden. 
 
Manchmal können zu viele noch ausstehende Themen lähmend wirken. Vielleicht möchten Sie den Weltfrauentag auch einfach als persönliche Motivation nutzen, um sich, mit Blick auf die Frauen der ersten Stunde, der eigenen Stärken und Visionen bewusst zu werden und sich dann Schritt für Schritt auf den Weg zu machen. 


 
Autorin des Artikels: Patricia Suchan
 
Quellen: 
https://www.dgb.de/schwerpunkt/internationaler-frauentag-weltfrauentag  
https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/meilensteine-der-frauenemanzipation-in-deutschland-frauentag-2012_id_2045108.html  
https://www.internationalwomensday.com/  
https://www.internationalwomensday.com/EventSearch  
https://www.lpb-bw.de/08-maerz-frauentag  
https://www.mdr.de/religion/internationaler-frauentag-gleichstellung-gleichbehandlung-frauenrechte-gender-gap-100.html  
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/familie/frauen-gleichberechtigung-ostfrauen-kathrin-aehnlich-100.html  
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Der-Frauentag-und-der-muehsame-Kampf-um-Gleichberechtigung,frauentag340.html  
https://www.realsimple.com/work-life/international-womens-day  
https://www.waz.de/politik/gleichberechtigung-geschichte-des-frauenwahlrechts-deutschland-id231443673.html 

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