

Material-ABC: Leinen
Wie wird Leinen hergestellt?
Leinen Stoff wird aus den Fasern der Flachspflanze gewonnen. Schon die Ägypter bauten sie vor 7000 Jahren an und auch in der jüngeren Steinzeit gibt es Hinweise auf die Verwendung von Flachs. Bei der Herstellung von Leinen gibt es mehrere Schritte zu beachten:
1. Anbau und Ernte
Die Flachspflanze ist eine besonders alte Kulturpflanze in der Faser- und Ölgewinnung. Das Öl wird dabei aus den Samen und die Fasern aus der Sprossachse gewonnen. Leinöl dürfte vielen bekannt sein. Die schlanke Pflanze erreicht meist eine Höhe von 60 bis 100cm und ist einjährig, also muss jedes Jahr aufs Neue ausgesät werden. Die Ernte findet meist während der Blüte statt, welche sich beim Flachs normalerweise im Juni oder Juli abspielt. Dabei werden die Pflanzen komplett aus der Erde gezogen und zum Trocknen hingelegt.
2. Rösten
Beim Rösten geht es darum die Fasern aus der Leinen Pflanze zu lösen. Dafür werden die Stängel Feuchtigkeit ausgesetzt, um die klebstoffartige Substanz im Inneren aufzubrechen. Dabei wurden die Stängel in Wasser eingeweicht oder in taureichen Gegenden auf die Felder gelegt. Bakterien und Pilze lösten dann die Fasern. Heutzutage hat sich dieser gesamte Prozess aber durch die Verwendung von Chemikalien stark verkürzt.
3. Brechen und Scutching
Nach dem Lösen der Fasern werden die Halme der Pflanze gebrochen, um die Fasern vom Rest der Pflanze zu trennen. Dies geschieht entweder von Hand oder mit der Maschine. Danach werden die Stängel gescuttet, was so viel bedeutet wie, dass sie ausgeschlagen werden. Dabei werden sie auf einen harten Untergrund gehauen, damit sich Strohstücke oder andere Materialien lösen, die nichts zwischen den Fasern zu suchen haben.
4. Hacken
In diesem Schritt werden die Fasern für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Hierfür werden sie gekämmt, indem man sie über ein Nagelbrett zieht, um kurze und lange Fasern zu trennen sowie um sie parallel zueinander auszurichten.
5. Spinnen
Flachs ist nicht so einfach zu spinnen wie Wolle. Man kann ihn nicht einfach aus der Hand verspinnen, sondern muss ihn zu einem sogenannten „Wocken“ aufwickeln. Somit verheddern und verknoten sich die langen Fasern nicht und man kann die Fasern Stück für Stück aus dem Wocken herausziehen und verdrehen. Dieser wird dann an einem Spinnrad befestigt und die Finger werden während des Spinnens dauerhaft feucht gehalten, da so die Flachsfasern geschmeidiger werden.
6. Weben
Das gewonnene Garn wird nun mit Hilfe eines Webstuhls zu einem Stoff gewebt.
7. Veredelung
Je nach Bedarf wird ein Leinenstoff dann noch veredelt, indem es gewaschen, gebleicht oder auch gefärbt wird. Leinen lässt sich gut einfärben, da er zu einem Großteil aus Naturfasern besteht.


So sehen die Flachspflanzen im Frühjahr aus.
Leinen Eigenschaften
Leinen ist ein sehr begehrtes Material. Es besitzt viele charakteristische Eigenschaften, die es für Kleidung und Textilien sehr attraktiv machen. Zu den wichtigsten Eigenschaften von Leinen gehören:
1. Haltbarkeit
Bei Leinen müssen Sie sich keine Gedanken darum machen, dass der Stoff durch vieles Waschen an Qualität verliert. Waschen macht hierbei nichts aus. Der Stoff ist sehr haltbar und reißfest.
2. Atmungsaktivität
Leinen ist bekannt dafür, dass es der perfekte Stoff für heiße Tage ist. Durch das atmungsaktive Gewebe kann die Luft gut zirkulieren und beschert uns einen angenehmen Tragekomfort. Außerdem hilft Leinen den Körper kühl zu halten, indem der Stoff Feuchtigkeit aufnimmt und somit von der Haut ableitet.
3. Saugfähigkeit
Wie eben schon besprochen, kann Leinen super Feuchtigkeit aufnehmen. Es kann sogar bis zu 20% seines Eigengewichts an Flüssigkeit absorbieren. Vor allem für Schweiß ist dies eine tolle Eigenschaft. Deshalb ist Leinen vor allem für Handtücher und Bettwäsche ein sehr beliebter Stoff.
4. Komfort
Zu anfangs kann sich der Leinen Stoff noch etwas steif anfühlen, aber mit der Zeit und nach mehreren Waschgängen wird der Stoff immer weicher und angenehmer.
5. Umweltfreundlichkeit
Leinen ist ziemlich anspruchslos und gedeiht an viele Orten. Hauptanbaugebiete sind momentan China und Europa. Vor allem Frankreich und Belgien sind hierbei Spitzenreiter. Ein regionaler Anbau ist also einwandfrei möglich. Die Pflanze eignet sich super für den ökologischen Anbau, da sie gut mit wenig Dünge- und Pflanzenschutzmittel auskommt. Bei der Röste von Flachs, wobei die herausgezogene Pflanze auf dem Feld zum Trocknen liegen bleibt, gelangen viele Nährstoffe wieder zurück in den Boden. Somit wird das Ackerland durch den Anbau von Flachs nicht allzu beansprucht. Flachs braucht auch deutlich weniger Wasser beim Anbau als zum Beispiel Baumwolle. Außerdem wird der holzige Teil des Stängels (Leinenstroh) auch für Pferdeeinstreu verwendet und die kurzen Leinenfasern, welche als Abfallprodukt bei der Produktion anfallen, als natürlicher Dämmstoff verwendet.
6. Faltenbildung
Jetzt kommen wir zu einem Nachteil von Leinen. Das Material wird durch seine Beschaffenheit leider sehr schnell knittrig. Manche mögen Leinen aber gerade deswegen.


Wie nachhaltig ist Leinen?
Leinen ist in punkto Nachhaltigkeit wirklich ein Vorbild! Wie schon erwähnt, braucht Flachs nur ein Fünftel der Düngemittel und Pestizide, die normalerweise in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Hinzu kommt noch der wenige Wasserverbrauch. Leinen verbraucht einfach 60% weniger Wasser als Baumwolle. Da es sich hier komplett um ein Naturprodukt handelt, ist Leinen auch zu 100% biologisch abbaubar und recycelbar. Außerdem wird alles an der Pflanze später verwertet. Ob Leinöl, Leinsamen oder die Leinfasern, alles findet Verwendung. Leinöl hat sogar den Ruf eines Superfoods. Es besitzt wichtige Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, B-Vitamine, Ballaststoffe und Eiweiße.


Zusammensetzung von Leinen
Aus welchen Bestandteilen eine Flachsfaser mengenmäßig genau besteht, hängt von deren Reifegrad ab. Generell lässt sich aber festhalten, dass folgende Elemente enthalten sind:
⦁ Cellulose
⦁ Hemicellulose
⦁ Pektin
⦁ Lignin
⦁ Wachs


Tipps zur Pflege von Leinen
Waschen
Beim Waschen von Leinen sollten Sie lieber den Schonwaschgang einschalten und nur kaltes oder lauwarmes Wasser verwenden. Leinen ist sehr hitzeempfindlich und kann dadurch eingehen. Es sollte nur ein mildes Waschmittel verwendet werden und generell auf Weichspüler oder Bleichmittel verzichtet werden, da diese dem Stoff schaden. Außerdem sollten Sie Leinen am besten für sich waschen, da somit keine Reißverschlüsse oder ähnliches im Stoff hängen bleiben können.
Trocknen
Leinen Stoffe sollten Sie am besten lieber nur feucht bügeln und nicht in den Trockner packen. Sollten Sie dies aber trotzdem vorhaben, dann nur bei niedriger Temperatur und herausnehmen solange der Stoff noch etwas feucht ist. Somit vermeiden Sie übermäßige Faltenbildung und das Eingehen Ihrer Leinen Kleidung. Gerne können Sie Leinen auch draußen trocknen lassen. Dabei aber bitte nicht im direkten Sonnenlicht, da sonst der Stoff leicht ausbleichen kann.
Bügeln
Verwenden Sie beim Bügeln von Leinen eine mittlere bis hohe Einstellung und achten Sie darauf, dass der Stoff noch leicht feucht ist. Dies erleichtert das Bügeln ungemein. Die Nutzung eines Bügelgerät mit Dampf wäre hierbei natürlich sehr praktisch. Lagerung Lagern Sie Leinen Stoffe wie zum Beispiel Bettwäsche an einem kühlen und trockenen Ort, um Schimmel und Verfärbungen zu vermeiden. Außerdem sollten Sie Leinen niemals in Plastiktüten aufbewahren, da somit die Feuchtigkeit eingeschlossen wird und es zu Schäden am Stoff kommen kann. Besser sind atmungsaktive Stoffbeutel oder Baumwolltücher zur Aufbewahrung.
Flecken
Wenn Sie einen Fleck auf Ihrem Leinenstoff haben, dann behandeln Sie diesen so schnell wie möglich. Zuerst den Fleck mit einem sauberen Tuch abtupfen und auf gar keinen Fall reiben. Reibung macht die Sache hier nur noch schlimmer, da Leinen nicht scheuerfest ist. Verwenden Sie am besten ein mildes Reinigungsmittel und kaltes Wasser. Und wie oben schon beschrieben, keine Bleichmittel!
Wir hoffen, wir konnten Ihnen das Material „Leinen“ im Detail gut näherbringen. Achten Sie bitte beim Kauf darauf, dass es nicht automatisch Leinen ist, wenn dies so beworben wird. Oftmals werden Textilien mit sehr geringem Leinenanteil schon als solches verkauft. Also immer schön die Etiketten lesen und dann entscheiden.
Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, dann haben wir hier auch in unserem Secondhand Sortiment das ein oder anderen Leinen Kleidungsstück für Sie. Wie wäre es mit einer bequemen Leinen Bluse, einem Leinen Hemd, einem Leinen Kleid oder einer legeren Leinen Hose. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!
Autorin des Artikels: Jacqueline Bünz