Zwiebeln wachsen auf dem FeldZwiebeln wachsen auf dem Feld

Nachhaltig Gärtnern

Der Frühling steht vor der Tür und die Vorbereitungen für die Garten- bzw. Balkonsaison laufen. In der Natur laufen fast alle Prozesse in Kreisläufen ab, so dass nichts verschwendet oder verloren geht. Alle „Teilnehmer“ dieser Kreisläufe hängen voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig. Böden, Pflanzen, Tiere, Klima - alle sind ein Teil davon.

Ein Beispiel: Laub wird von Mikroorganismen und Bodentieren über den Winter in seine mineralischen Bestandteile zerlegt. Diese stehen den Wurzeln nun als Nahrung zur Verfügung und sorgen somit dafür, dass die Pflanzen im nächsten Jahr wieder gut gedeihen. Zudem dienen Laub und Äste heimischen Tieren als Rückzugsgebiet.

Laub im WaldLaub im Wald

Abgestorbene Blätter sind Nahrung und Rückzugsort zugleich.

Permakultur-Gärten sind diesen natürlichen Kreisläufen sehr nah. Permakultur bezeichnet ein „robustes, dauerhaft produktives Ökosystem“, das bei möglichst wenig Aufwand und geringer Ressourcennutzung möglichst hohe Erträge erzielt. Hochbeete und Kräuterspiralen, die als geschlossene Kreisläufe funktionieren, sind ebenso wie Hügel- und Mulchbeete wesentliche Elemente der Permakultur.

 

Aber auch im heimischen Garten oder Balkon können wir schon einiges tun, um mit wenig Arbeit lange Freude und Genuss an unseren Pflanzen zu haben, während wir Ressourcen schonen und Vielfalt fördern.

 

Nachhaltiges Gärtnern ist:

-    der behutsame Umgang mit Wasser

-    die bewusste Auswahl von Pflanzen

-    das Fördern tierischer Nützlinge

-    das Fördern eines gesunden Bodens

-    Schutz und Pflege der Pflanzen

-    der bewusste Einsatz von Zubehör

Nachhaltige Bewässerung…

beginnt mit der Auswahl der Pflanzen, denn manche kommen gut mit Trockenheit aus (z.b. Lavendel und Thymian), andere benötigen sehr viel Wasser. Ein Kräuterrasen als Ersatz für reine Rasenfläche oder Pflanzen beispielsweise muss nur in extrem trockenen Perioden bewässert werden. 
 
Wenn Sie die Möglichkeit haben, Regenwasser in Regentonnen oder auch alten Weinfässern zu sammeln, haben Sie hier ein hohes Einsparpotenzial hinsichtlich der Ressourcennutzung aber auch bezüglich der Kosten für den Wasserverbrauch. Außerdem enthält Regenwasser weniger Kalk, was für die Bodenqualität besser ist. Das Wasser kann z.B. über Abzweigventile vom Regenabfluss direkt in eine Tonne oder ein Weinfass geleitet werden. Auch über eine sogenannte Dachflächenentwässerung gelangen Sie an Gießwasser und können evtl. noch Abwassergebühren sparen. Ebenso können ein Brunnen oder eine Zisterne im Garten Alternativen zur Nutzung von Regenwasser anstelle von Leitungswasser sein. Erkundigen Sie sich vorab bei Ihrer Gemeinde nach Fördermöglichkeiten oder gegebenenfalls auch Gebühren und Genehmigungspflichten, die anfallen könnten.  
Selbst auf kleineren Balkonen lässt sich Regenwasser sammeln, z.B. in kleinen Töpfen oder Bottichen. 

Mit Regenwasser gefüllte Eisenwanne Mit Regenwasser gefüllte Eisenwanne

Ein Bottich eignet sich toll zum Sammeln von Regenwasser.

Die wassersparendste Art zu Gießen ist Vormittags und lieber reichlich mit einigen Tagen Abstand, anstatt jeden Tag ein bisschen. Dadurch gelangt das Wasser tiefer in den Boden und verdunstet langsamer. Achten Sie beim Gießen darauf, dass die Blätter trocken bleiben. Feuchte Blätter können verbrennen oder zu Pilzbefall führen, wenn sie nass in die Nacht gehen. 

 

Auch der Boden hat einen Einfluss auf den Wasserverbrauch. Humus lockert den Boden auf, sodass Wasser schneller einsickern kann. Wird der Boden z.B. durch Mulch (u.a. kleingehäckselte Äste, Laub oder Rasenschnitt) beschattet, verdunstet das Wasser nicht so schnell und Sie müssen nicht so oft gießen. Zudem benötigt der Boden durch die organische Abdeckung keinen zusätzlichen Dünger. Das regelmäßige Auflockern Ihres Gemüsebeetes ist ebenso wichtig. Dies kann insbesondere nach viel Regen helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten.  

 

Ziehen Sie die automatische Bewässerung vor, finden Sie natürlich auch hier spezielle Bewässerungssysteme, wie Mikrosprinkler oder Tröpfchenbewässerung, die helfen Wasser einzusparen. 

 

Für den Balkon eignen sich Töpfe aus wasserundurchlässigem Material wie glasierte Keramiktöpfe mit einer Schicht Blähton unten im Topf. Diese speichert das Wasser und gibt die Feuchtigkeit bei Bedarf an die Pflanzen ab. Unglasierte Tontöpfe verdunsten Wasser durch ihre Wände, die Verdunstung kühlt den Wurzelballen und er wird auch bei viel Regen ausreichend belüftet. Allerdings trocknet er bei Trockenheit schneller aus. 

Verschiedene Blumentöpfe Verschiedene Blumentöpfe

Keramiktöpfe speichern die Feuchtigkeit.

Terracotta Blumentöpfe Terracotta Blumentöpfe

Bei unglasierten Töpfen verdunstet das Wasser durch die Wände.

Die bewusste Auswahl von Pflanzen 

 

hilft Ihnen, Wasser einzusparen, Schädlinge und Krankheiten fernzuhalten, Vielfalt zu fördern und lange Freude an Ihren Pflanzen zu haben.

Wenn Sie Ihren Balkon bepflanzen wollen, müssen Sie die Lichtverhältnisse für die Auswahl von Pflanzen berücksichtigen, denn das natürliche Licht ist hier nicht veränderlich. Auch für den Garten kann dies je nach Größe und Lage sowie der angedachten Nutzung der Pflanzen eine Rolle spielen. Achten Sie daher darauf, dass die Pflanze gut mit den Standortbedingungen zurecht kommt und möglicherweise auch Tieren Nahrung und Lebensraum bieten kann. Wildblumen beispielsweise sind tolle Nahrungsmittellieferanten für Insekten wie Bienen und Schmetterlinge, Sträucher bieten Igeln einen Rückzugsort. 

 

Der richtige Platz für die Pflanze und auch die Zusammensetzung von Pflanzen kann zudem Krankheiten wie Mehltau oder auch Schädlinge wie Blattläuse fernhalten. Bezogen auf Schädlinge gibt es Pflanzen, die diese regelrecht anlocken. Kapuzinerkresse beispielsweise zieht Blut- und Blattläuse an. Wird diese unter Obstbäumen ausgesät, werden die Blattläuse von der Kapuzinerkresse gefangen und von Ihnen dann einfach abgeschnitten. Lavendel wehrt Läuse und Ameisen ab und passt sehr gut mit Rosen zusammen. Generell sorgen Mischkulturen dafür, dass Schädlinge und unerwünschte Wildkräuter seltener anzutreffen sind und die Pflanzen besser gedeihen. Außerdem können Sie so zu unterschiedlichen Zeiten ernten und bekommen über Monate hinweg saisonales Obst und Gemüse direkt aus dem eigenen Garten oder auch vom Balkon. Allerdings ist bei der Bepflanzung mit Gemüse und Kräutern zu beachten, dass diese mit ihren jeweiligen Nachbarngut auskommen.  

Ein Lavendelzweig Ein Lavendelzweig

Lavendel wehr Läuse und Ameisen ab.

KapuzinerkresseKapuzinerkresse

Kapuzinerkresse zieht Blut- und Blattläuse an.

Alte, regionale Nutzpflanzensorten sind oft anspruchslos und widerstandsfähiger. Gerade alte Landsorten sind von ihrer genetischen Ausstattung her für den umweltgerechten Anbau sehr wertvoll. Eine große Sortenvielfalt trägt dazu bei, dass Pflanzenkrankheiten sich nicht so leicht ausbreiten können. Alte Obstbäume beispielsweise benötigen ausser einem regelmäßigen Schnitt kaum Pflege und sind äußerst selten von Krankheiten oder Schädlingen betroffen. Zudem bieten sie Singvögeln, Fledermäusen, Laubfröschen, Eulen und Insekten einen idealen Lebensraum. Als Sorten haben sich bei Apfelbäumen z.b. Boskop, Berlepsch, Goldparmäne, Kaiser Wilhelmbewährt, bei den Birnen die Gute Luiseoder Williams Christ, bei der Zwetsche Katinkaund die Hauszwetscheund bei der Süsskirsche Burlatund Regina. Zu alten Gemüsearten zählen beispielsweise Ausdauernder Lauch, Rote Beete, Teltower Rübchen, Inka-Gurke, Fenchel, Gonsheimer Treib, Pfälzer Gelbeund der Hörnchenkürbis 

 

Wenn Sie sich entschieden haben, welche Art von Planzen Sie haben wollen oder Sie Inspiration vor Ort suchen: schon beim Einkauf können Sie auf Qualität achten. Meist ist diese in Läden mit fachlicher Beratung besser. Für den nachhaltigen Einkauf eignen sich Pflanzen aus biologischem Anbau mit kurzen Transportwegen. Beim Saatgut von Gemüse beispielsweise ist Biosaatgut regionaler Sorten, das mit einem Haltbarkeitsdatum versehen ist, eine gute Wahl. Oder Sie greifen auf regionale Saatgutbörsen zurück.  

Tierische Nützlinge fördern… 


durch wilde Ecken, Wasserquellen, Nistkästen, Insektenhotels und entsprechende Pflanzen. 
 
Tiere spielen im natürlichen Kreislauf eine wichtige Rolle. Sei es, weil sie die Bodenfruchtbarkeit fördern, Pflanzen bestäuben oder Schädlinge fern halten. Sie tragen dazu bei, dass der Kreislauf der Natur geschlossen und ausgeglichen bleibt. Insektenhotels, Nistkästen oder auch wilde Ecken und Wasserquellen unterstützen ein naturnahes, nachhaltiges Gärtnern.  
 
In wilden Ecken finden Igel einen Rückzugsort und halten, gemeinsam mit Maulwürfen und Erdkröten, Ihr Beet von Schnecken frei. Wasserquellen in Form eines kleinen Teichs, Wasserlaufs oder sogar ein kleiner Bottich auf dem Balkon sorgen für Vielfalt, denn sie geben Fröschen, Wasserhüpfern und Libellen ein Zuhause.   

Ein Marienkäfer auf einem BlattEin Marienkäfer auf einem Blatt

Eine Lieblingsspeise von Marienkäfern sind Blattläuse. 

Ein gesunder Boden… 

besteht aus einem vitalen Bodenleben, welches den Nährstoffkreislauf aufrecht erhält und die Fruchtbarkeit des Bodens verbessert. Indikator für einen gesunden Boden ist ein hoher Humusgehalt. Er bietet die beste Voraussetzung für gesunde Pflanzen. Verzichten Sie auf das Umgraben der Erde, das stört das Bodenleben und ist eigentlich nur in speziellen Fällen nötig. 
 
Durch den Anbau von Mischkulturen, regelmäßige Kompostdüngung und Mulchen können Sie eine gute Bodenqualität unterstützen. Häufig ist der Boden mit Phosphor und Kalium überversorgt und Pflanzenschutzmittel werden nicht sachgerecht verwendet. Wird der Boden richtig bepflanzt und versorgt, sind zusätzliche Düngemittel oft nicht nötig. Eine Überdüngung kann Pflanzen auch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge machen, sodass es ratsam sein kann, den individuellen Düngebedarf mit einem Spezialisten zu bestimmen. 
 
Selbst produzierter Kompost oder auch zugekaufter Kompost von regionalen Anbietern fördert die Bodenflora und -fauna und damit auch die Bodengesundheit. „Terra Preta“ (portug.: schwarze Erde) stammt ursprünglich aus dem Amazonas und ist ein Pflanzenkohlehaltiges Produkt, das den Boden humoser macht und die Fruchtbarkeit stark erhöht, so dass die meisten Pflanzen darauf noch besser wachsen als auf Kompost. 
 
Wichtig ist, dass der Boden möglichst immer bedeckt gehalten wird, beispielsweise mittels Gründüngung (z.b. mit „Phacelia“) oder Mulchen (z.b. mit Rasenschnitt oder Laub). Das fördert die Fruchtbarkeit des Bodens und verhindert die Verdunstung von Wasser.  

Ein Regenwurm lockert Erde aufEin Regenwurm lockert Erde auf

Regenwürmer kümmern sich um die Lockerung des Bodens.

Eine Frau trägt frisch geerntete Gemüsesorten Eine Frau trägt frisch geerntete Gemüsesorten

Es ist gar nicht so schwer selbst Gemüse anzubauen. 

Schutz und Pflege von Pflanzen  

 

liegen neben den bereits Genannten auch im Aufsammeln von faulen Früchten und kranken Blättern, im Absammeln von Schnecken oder Aufstellen von Netzen und Zäunen. Schützen und stärken Sie Ihre Pflanzen eher durch biologische Mittel, wie Pflanzenjauchen und -brühen. Bei einem Läusebefall können Sie die Läuse entweder mit einem Wasserschlauch abspritzen oder auch eine Brennesselbrühe verwenden. Kamillentee stärkt die Abwehr und hilft bei Wurzelkrankheiten. 

 

Der bewusste Einsatz von Zubehör 

 

kann neben der Verwendung regionaler Materialen auch in der Zweckentfremdung von Dingen liegen, die nicht mehr verwendet werden. So können Gummistiefel zu Pflanztöpfen werden, Europaletten zu Sitzmöbeln oder Hochbeeten, Hängende (evtl. selbstgenähte) Stofftaschen zu vertikalen Beeten. Eierkartons oder Joghurtbecher können Sie in Anzuchtgefäße umfunktionieren, aus alten Zeitschriften Papiertöpfe zur Anzucht basteln, oder alte, saubere Blechdosen zum Hineinpikieren von Pflanzen nutzen. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

 

Gartengeräte sollten für einen möglichst langen Einsatz natürlich immer gut gepflegt werden. 

Und statt ein Gewächshaus zu beheizen können Sie auf Frühbeetkästen, Folie oder Vliesabdeckung als Frostschutz zurückgreifen oder Solarenergie nutzen. Auch bei der Beleuchtung von Wegen oder Balkonen bieten Solarenergie, die Verwendung von weiß-warmem LED Licht und Bewegungsmelder Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen und den Biorhythmus von Pflanzen nicht so sehr zu stören.

 

Gärtnern ist auch auf mentaler Ebene nachhaltig. Bei gutem Wetter in der Natur zu sein steigert unsere positiven Gefühle und die Arbeit im Garten oder auf dem Balkon hilft uns, zu entschleunigen. Gemeinschaftsgärten stärken soziale Bindungen und wir lernen aus gegenseitigen Erfahrungen. Außerdem können wir uns daran erfreuen, selbst etwas geschaffen zu haben, das wir für uns nutzen und mit anderen teilen können.  

 

 

Autorin des Artikels: Patricia Suchan

 

Quellen: 

Boomgarden, Oftring, Ollig: Natur sucht Garten - 35 Ideen für nachhaltiges Gärtnern, S. 6; 9; 11; 17; 29f; 31; 45; 52; 59; 67; 79; 82

Bohne, B.: Nachhaltig Gärtnern, S. 9f, 13ff; 17, 24, 32f, 42; 45; 48f; 54; 57; 74f; 82; 89f; 94; 110f; 

Fredrickson, Barbara L.: Die Macht der guten Gefühle, S. 231f

Kvist, D.: Grüne Stadtoasen, S. 16f; S. 113; S. 131ff; S: 139f; S. 143ff; S. 151ff 

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