Einwurf Kleidung im AltkleidercontainerEinwurf Kleidung im Altkleidercontainer

Was passiert mit Deiner aussortierten Kleidung?

Hast Du auch mal wieder Deinen Kleiderschrank ausgemistet und Dich von Kleidungsstücken befreit, die Du nicht mehr trägst oder die mittlerweile sogar zu zerschlissen für eine Reparatur sind? Vielleicht landen Deine Alttextilien direkt im Altkleidercontainer oder Du verschickst gut erhaltene Textilien und Schuhe direkt via PACKMEE, um den erhaltenen Gutschein bei deren Partnern einzulösen? 

Insbesondere bei der Kleiderspende via Altkleidercontainer gehen wir häufig davon aus, dass alles aus dem Container direkt an Bedürftige geht. Doch tatsächlich sprengt das Spendenvolumen den tatsächlichen Bedarf. Kein Wunder, betrachten wir einerseits den hohen Kleiderkonsum allein in Deutschland (rund 60 neue Teile pro Person pro Jahr) und die enorme Menge an gebrauchter Kleidung, die derzeit pro Jahr von deutschen Privathaushalten entsorgt wird: 1,3 Millionen Tonnen!!! Außerdem ist nicht alles, was im Container landet, noch tragbar. Was passiert also mit der Kleidung aus dem Altkleidercontainer? Wir erklären Dir am Beispiel von TEXAID, führender Anbieter von Kreislaufdienstleistungen in der Mode- und Textilindustrie (Sammeln, Sortieren, Wiederverwendung, Wiederverwertung), welchen Weg Deine gebrauchte Kleidung nach der Abgabe vor sich hat.

Sortieren der Kleidung

Hast Du Deine Kleidung via PACKMEE versendet, landet Dein Paket bei all den anderen Paketen in einem Container in Nora oder Friedewald. Sind die PACKMEE-Container voll, gehen sie nach Apolda in eines der größten Sortierwerke (speziell für gebrauchte Kleidung) von TEXAID, das bereits seit über 20 Jahren existiert. Hier landen zudem all die anderen Textilien der TEXAID Altkleidercontainer. Jeden Tag werden von 250 Beschäftigten rund 350.000 Kleidungsstücke sortiert. Auch diese Zahl verdeutlicht, welch ein textiler Überfluss bei uns herrscht. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass für die Sortierung ein ausgeklügelter Prozess nötig ist.

 

Frau am SortierbandFrau am Sortierband

Kleidung wird nach Kategorien sortiert.

 

Entladen & Entpacken

 

Die Pakete und Säcke mit gebrauchten Textilien werden in Containern von LKWs zum Sortierwerk transportiert. Hier werden die Container verankert und als „Container-Brücke“ entladen, was 6-8 Stunden in Anspruch nimmt. Die Pakete und Säcke landen schließlich in der Werkshalle direkt auf dem Sortierband der Beschäftigten, wo sie zunächst entpackt werden.

 

1. Vorsortieren

Im ersten Sortierschritt werden die Kleidungsstücke dann von sogenannten „Störfaktoren“ befreit und Schuhe, Bettwäsche und andere Textilien von Kleidung getrennt. Zu den häufigsten „Störfaktoren" zählen Hausmüll und Elektroschrott, daneben landen immer mal benutzte Babywindeln im Altkleidercontainer und dann auf dem Sortiertisch der Beschäftigten. Auch 2 Schildkröten haben es mal lebend bis in die Sortierstation geschafft und konnten glücklicherweise wieder aufgepäppelt werden.

2. Vorsortieren

Im Anschluss an das 1. Vorsortieren wird die Kleidung in über 30 Kategorien unterteilt, wie zum Beispiel Hemden, Kleider, Blusen, T-Shirts, Kinderkleidung. Dafür sind die Beschäftigten am Band von 30 verschiedenen Fächern umgeben, in die sie die Teile – ohne hinsehen zu müssen – hineinwerfen.

Qualitätssortierung

Für die Qualitätssortierung braucht es ein gutes Auge, Fingerspitzengefühl und Erfahrung, um die Beschaffenheit und den Zustand der Kleidung schnell und korrekt zu erkennen. Die Qualitätssortierung erfolgt für jedes Teil individuell per Hand. Die Kleidungsgruppen kommen an einem abgesonderten Tisch an und werden dann hinsichtlich Flecken, Makel und der Materialqualität geprüft. Aus der Qualitätssortierung gehen schließlich 200 Artikelgruppen hervor, wie Damen T-Shirts, Damen Kleider, Herren Hemden, Herren Hosen, Mädchen Pullover etc.

Versandvorbereitung

Tragbare Kleidung (rund 60% der gelieferten Alttextilien) wird anschließend in Ballen gepresst, nummeriert und etikettiert, um platzsparend an Großbesteller versendet zu werden. Ein Teil Deiner alten Klamotten landet zum weiteren Verkauf in Secondhand-Läden. So bleibt die Kleidung möglichst lange im Umlauf. Blickt man in die Hallen des Sortierwerks in Apolda, kommt man aus dem Staunen nicht heraus, denn die Ballen mit tragbarer Kleidung stapeln sich fast bis an die Hallendecke. 

 

Sammelbehälter für KleidungSammelbehälter für Kleidung

Geschichte – Vom Mangel zum Überfluss

Noch vor wenigen Jahrzehnten war von Überfluss nur zu träumen. Während des 2. Weltkriegs und die ersten Jahre danach herrschte ein derart großer Mangel an Rohstoffen, dass „Reißereien“ schon damals Fasern aus alter Kleidung gewannen, damit daraus neue Stoffe gefertigt werden konnten. Auch Sortierbetriebe machten ihr Hauptgeschäft mit der Rohstoffgewinnung. Kleidung blieb bis in die 1950er ein knappes Gut, so dass die westlichen Alliierten gebrauchte Textilien nach Deutschland brachten. Mit dem Wirtschaftsboom nahm der Wohlstand in der Bevölkerung zu und mehr und mehr tragbare Kleidung landete in den Sortierbetrieben. Neben dem Verkauf von Rohstoffen wurde schließlich auch gebrauchte Kleidung auf den Markt gebracht. Dass die Privathaushalte pro Jahr mal 1,3 Millionen Tonnen Textilien abgeben, hätte sich damals wohl niemand vorstellen können.

 

Herausforderung beim Recycling von defekter Kleidung

 

Selbst, wenn das zentrale Ziel aller Kleidungssammlungen die höchstmögliche Verwertung ist – idealerweise also der erneute Einsatz als Kleidung –, werden die Voraussetzungen dafür nicht immer erfüllt. Gebrauchte Kleidung, die nicht mehr als Kleidung verwendet werden kann, wird zu Putzlappen verarbeitet, sofern das Material saugfähig ist (15%). Textilien aus Materialien, die nicht saugfähig sind, werden teils zu Fasern zerrissen und als solche recycelt (15%) – zum Beispiel für die weitere Verwendung als Dämmmaterial. Das Recycling von Kleidung ist jedoch vor allem angesichts der Materialmischungen eine Herausforderung. Gleiches gilt für das Recycling von Schuhen, die nicht mehr tragbar sind.

 

Forschungsinitiativen

Die Nachfrage nach Textilien bleibt hoch, bei gleichzeitig kürzer werdender Nutzungsdauer der neu erworbenen Kleidung. Auch wenn die Kleidung durch Secondhand-Verkäufe länger im Kreislauf gehalten werden konnte, kommt irgendwann der Zeitpunkt, dass sie nicht mehr tragbar ist. Daher wird Faser-zu-Faser-Recycling immer wichtiger. Hierzu gibt es bereits verschiedene Initiativen und Forschungsinstitute, die an der bestmöglichen Weiterverwertung von Textilien arbeiten. Hochwertiges Textilrecycling steht zwar noch ganz am Anfang, aber es gibt erfolgversprechende Projekte für Faser-Recycling-Technologien, die für große Mengen genutzt werden können, um die Recyclingquote zu steigern. 
Okaidi, Unternehmen für Kinderbekleidung, hat bereits vor einigen Jahren mit dem Forschungsinstitut CETI eine Kollektion an T-Shirts aus recycelten Baumwollstoffen im Mix mit neuen Baumwollfasern entwickelt. Die Alttextilien hierfür wurden von TEXAID zur Verfügung gestellt. Weitere Projekte, an denen TEXAID, neben anderen Unternehmen, beteiligt ist, sind unter anderem „Transfer Textile Waste into Feedstock“ und „Circular Textiles“. Das erste Projekt zielt darauf ab, durch technisch aufgerüstete Sortier- und Recyclinganlagen sicher zu stellen, dass die Rohstoffe von nicht tragbaren Textilabfällen in signifikantem Umfang wieder verfügbar sind. „Circular Textiles“, ein gefördertes Projekt an der Technischen Hochschule Augsburg, will in den nächsten Jahren eine nachhaltige textile Kreislaufwirtschaft entwickeln, in der die komplette Recycling- und Wertschöpfungskette von Textilien im Fokus steht. 

Ballen voll mit KleidungBallen voll mit Kleidung

Fazit

 

Die Textilindustrie zählt zu den größten Umweltverschmutzern der heutigen Zeit. Kein Wunder, reagieren Ultra Fast Fashion Unternehmen mit teils mehreren tausend neuen Artikeln pro Tag auf die enorme Nachfrage seitens der Konsumenten. Unser Konsumverhalten und eine geringere Wertschätzung für Kleidung spiegelt sich an der Menge wieder, die Tag für Tag im Sortierwerk landet. Umso wichtiger ist es, dass die aussortierte Kleidung einerseits im Altkleidercontainer (statt an die Mülltonne) abgegeben wird, idealerweise ohne Störfaktoren. Andererseits sollte diese möglichst lange im Kreislauf gehalten werden, was Du durch den primären Bezug von Kleidung aus dem Secondhand-Laden unterstützen kannst. 

Wir sind optimistisch, dass durch die Forschung rund um die textile Kreislaufwirtschaft innovative Technologien entwickelt werden können, die das Recyclingvolumen von nicht mehr tragbarer Kleidung steigern und die Rohstoffe für vielseitige Einsatzzwecke verfügbar machen. An erster Stelle sollte jedoch immer die Reduktion von Neukäufen stehen.

Vielleicht findest Du in unserem Online Shop oder einem unserer ReSales Stores vor Ort Dein Wunsch-Outfit in bestem Zustand, dazu viel günstiger und nachhaltiger als beim Neukauf. Neben Trendmarken haben wir viele Designer Labels und Luxusmarken im Sortiment mit Secondhand Bekleidung, Schuhen und Accessoires für jeden Geschmack und jede Größe.


Viel Spaß beim Stöbern!

 

Autorin: Patricia Suchan

 

Quellen:

https://www.itfits.de/newsletter/journal-02-19/morgen-m%C3%BCll/ 
https://www.packmee.de/3-mythen-zur-kleidersammlung 
https://www.packmee.de/geschichte-der-kleidersammlung-kleiderspende 
https://www.packmee.de/was-passiert-eigentlich-mit-der-kleidung-im-sortierwerk 
https://www.packmee.de/zu-besuch-im-sortierwerk-fuer-altkleider-teil-1 
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/modeindustrie-klimaschutz-umweltverschmutzung-chemikalien-1.5271837 
https://www.texaid.de/de-DE/media-presse/news/details/t-shirts-aus-baumwolle-von-ausgedienten-textilien-1136.html 
https://www.texaid.de/de-DE/media-presse/news/details/transform-textile-waste-into-feedstock-1186.html 
https://www.texaid.de/de-DE/media-presse/news/details/millionen-foerderung-texaid-als-partner-im-managementteam-fuer-innovationscommunity.html 
https://www.texaid.de/de-DE/media-presse/news/details/texaid-unterstuetzt-die-umsetzung-der-eu-textilstrategie-1197.html 

 

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