Müllberg aus KleidungMüllberg aus Kleidung

Die 7Rs – Dein Leitfaden für nachhaltigen Modekonsum

Ressourcen und Menschen schützen

Der Einsturz des Rana Plaza 2013 in Bangladesch, bei dem vor allem junge Textilarbeiterinnen ums Leben kamen, hat damals weltweit das Bewusstsein für die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie geweckt. Abgesehen von den Menschenunwürdigen Bedingungen, für die die Fast Fashion Industrie – und wir als Konsumenten – mitverantwortlich sind, trägt die Textilindustrie mit den größten Anteil zur Umweltverschmutzung bei.

Jedes Jahr werden über 100 Milliarden Kleidungsstücke neu hergestellt. Ganz richtig: 100 Milliarden! Das sind quasi 15 Kleidungsstücke pro Person pro Jahr weltweit. Abgesehen von dem hohen Ressourcen-Verbrauch, den ein Kleidungsstück in der Herstellung benötigt, landet es aufgrund der super günstigen Fast Fashion schnell auf dem Müll. Je nach Material liegt es dort dann mehrere hundert Jahre (z.b. Polyester oder Spandex) oder gibt das 4-fache seines Gewichts an CO2Emissionen in die Atmosphäre ab (Naturfasern wie Baumwolle). 

Doch wir als Konsumenten können etwas dagegen tun. Nämlich mithilfe der 7Rs, die über die 3R´s Reduce, Reuse und Recycle weit hinausgehen und von der Non-Profit-Organisation Fashion Takes Action entwickelt wurden.

Reduce

Unseren Konsum neuer Kleidung zu reduzieren ist das wichtigste „R“ und steht in der Priorisierung an 1. Stelle. Denn vergleichen wir unseren Kleiderkonsum mit dem vor rund 20 Jahren, kaufen wir heute 60% mehr Kleidung als damals – behalten sie aber nur halb so lang. Im Durchschnitt wird ein Kleidungsstück nach 7-maliger Nutzung aussortiert. Außerdem tragen wir den größten Teil unserer Kleidung fast gar nicht, denn 20% unseres persönlichen Inventars tragen wir zu 80% der Zeit, somit bleiben 80% im Kleiderschrank und werden nur hin und wieder rausgeholt oder landen in der Versenkung.

So kannst Du deinen Fashion Konsum reduzieren

  • Mache eine Kleiderschrank-Inventur bevor Du dir etwas neues kaufen möchtest. Prüfe, ob Du ausrangierte Stücke durch ein kleines Umstyling oder eine Änderung wieder tragbar machen kannst
  • Wähle praktische und klassische Kleidungsstücke in neutralen Tönen, die Du gerne trägst. Dazu kannst Du das ein oder andere Trendstück kombinieren.
  • Vermeide Impulskäufe, mit denen Du negative Emotionen überdecken möchtest.
  • Stelle dir die Frage, ob Du das Kleidungsstück tatsächlich brauchst. Falls ja, kannst Du es eventuell 2. Hand kaufen?
  • Wähle Qualität über Quantität – statt 5 Fast Fashion Artikel zu shoppen, suche dir ein fair produziertes Bekleidungsstück in hochwertiger Qualität, ein höherer Kaufpreis stärkt automatisch Dein Sorgfaltsgefühl für das Kleidungsstück
  • Stelle dir beim Kauf von Kleidung die Frage: werde ich dieses Kleidungsstück 30x tragen?
  • Probiere das „Capsule Wardrobe“-Konzept – eine kleine Anzahl an Kleidungsstücken, die sich vielseitig miteinander kombinieren lassen und zu verschiedenen Anlässen getragen werden können
  • Reduziere Deine Wäsche. Wasche nur, wenn unbedingt nötig. So kannst Du Material und Ressourcen schonen. Greife öfter zum Wäscheständer als zum Trockner
Hand greift nach Kleidungsstücken auf KleiderstangeHand greift nach Kleidungsstücken auf Kleiderstange

Reduziere Deinen Konsum und kaufe bevorzugt Secondhand.

 

Reuse

Die Lebensdauer eines Kleidungsstücks zu verlängern – darum geht es beim zweitwichtigsten „R“. Secondhand Läden gibt es schon lange, aber aufgrund der günstigen Fast Fashion Mode wird Kleidung heute oft einerseits zu super günstigen Preisen online gekauft und andererseits schnell entsorgt. Um der Entsorgung im Hausmüll einen Riegel vorzuschieben, wurde 2025 in der EU ein entsprechendes Gesetz in Kraft gesetzt, das die Entsorgung von Textilien im Hausmüll verbietet. Tatsächlich werden 60% der Mode schon 1 Jahr nach dem Kauf wieder entsorgt. Die Mülldeponien wurden in den letzten Jahren von Bekleidungsstücken regelrecht überflutet. 

Wurde früher primär aus Kostengründen Secondhand gekauft, nimmt der Gefallen am Secondhand Markt glücklicherweise immer mehr zu. Das Bewusstsein der Menschen, die Umwelt durch Secondhand Käufe zu schonen, hat sich in den letzten Jahren positiv verändert. Es wird erwartet, dass der Secondhand Markt die Fast Fashion Industrie bis 2028 überholt hat. Shoppst Du Deine Secondhand Fashion 2. Hand, kannst Du außerdem darauf achten, die richtige Größe zu wählen und Deinem Stil treu zu bleiben. Damit vermeidest Du Retouren.

So kannst Du helfen, die Lebensdauer von Kleidung zu verlängern

  • Kaufe Deine Kleidung in Secondhand Shops oder Vintage Stores
  • Veranstalte oder besuche Tausch-Partys für Kleidung&Co im Freundeskreis oder in der Gemeinde
  • Spende/Verschenke Deine gebrauchte Kleidung für einen guten Zweck oder im Freundeskreis
  • Verändere Deine eigenen Kleidungsstücke so, dass Du sie wieder tragen möchtest
  • Trage Deine Kleidung öfter und widersetze Dich Trends, die dazu aufrufen, Kleidungsstücke nur 1x zu tragen 

Kleidung zu reparieren, auszuleihen oder durch andere Verwendungsmöglichkeiten wieder zu nutzen, sind weitere Optionen, wie Du Deine Kleidungsstücke häufiger verwenden kannst. Diese wurden früher auch zu „Reuse“ gezählt, sind bei den 7R aber als separate Rs geführt. 

Recycle

 

Spricht man von 3R, ist „recycle“ der 3. Part. Fast all Deine Kleidungsstücke können recycelt werden. Um die 95% der Textilien, die auf den Mülldeponien landen, hätten anderweitig verwertet werden können. Schon früher wurde Kleidung zum Beispiel als isolierende Masse oder als „underpadding“ wiederverwertet. Gut erhaltene Kleidung kann entweder Secondhand verkauft werden und aus stark verschmutzten oder beschädigten Kleidungsstücken kann ein neues Produkt, wie beispielsweise ein Putzlappen, hergestellt werden. Dass aus Kleidung ein neues Kleidungsstück entsteht, ist eher neu, aber auch dieser Markt wächst. Einige Bekleidungsläden haben sogenannte „Take Back“ Programme, das heißt Du bringst Deine alten Textilien dorthin und diese werden recycelt. Aufgrund der unterschiedlichen Materialzusammensetzung und minderwertiger Qualität ist das Kleidungs-Recycling jedoch nicht ganz einfach. Mittlerweile finden sich daneben immer mehr Kleidungsstücke aus „Recycelt Polyester“ in den Bekleidungsgeschäften. Hier wurde Plastik aus Flaschen oder anderen Verpackungen verwendet, um die synthetische Polyesterfaser herzustellen. 

So kannst Du Recycling-Maßnahmen unterstützen

  • Pflege Deine Kleidung, damit die Rohfasern noch für Recyclingmaßnahmen verwendet werden können

Repair

War es früher ganz normal, dass Kleidung und Schuhe repariert wurden, wissen viele heute gar nicht mehr, wie man ein kleines Loch flickt, einen Knopf annäht oder dass man manche defekten Schuhe auch zum Schuster bringen könnte. Außerdem ist durch die Fast Fashion Industrie die Wertschätzung für ein Produkt stark gesunken. So wird ein günstiger Artikel schneller entsorgt, als dass überhaupt ein Gedanke ans Reparieren verschwendet wird. Wir hängen emotional nicht mehr an unserer Kleidung. Investieren wir jedoch mehr Geld in qualitativ hochwertige und fair produzierte Kleidung, steigt auch unsere Wertschätzung dafür und sie wird bei Mängeln eher repariert. Gleiches gilt, wenn Du ein Shirt oder Kleid mal selbst genäht hast und die Arbeit hinter dem Produkt siehst. Mittlerweile bieten einige Marken sogar einen Reparaturservice an.

So kannst Du Deine Kleidung reparieren und vor Schäden bewahren

  • Schau Dir an, wie Du kleinere Reparaturen selbst durchführen kannst und besorge Dir ein kleines Näh-Kit
  • Bessere kleine Löcher direkt aus und nähe Knöpfe an bevor sie abfallen
  • Behandle Flecken sofort
  • Wasche Deine Kleidung nur bei Bedarf, um Schäden and der Kleidung vorzubeugen
  • Schütze Deine Kleidung vor Motten (z.b. Kleidersack, Mottenfänger)
  • Hänge Deine Kleidung nach dem Gebrauch wieder auf und gehe achtsam mit ihr um

Bei einer Reparatur investierst Du vielleicht 20 Minuten Deiner Zeit, verlängerst damit den Lebenszyklus des Kleidungsstücks um 1-2 Jahre und reduzierst den CO2-Fußabdruck um 24%.

Resale

Möchtest Du Deine Kleidung nicht spenden oder verschenken, weil sie viel Geld gekostet hat oder Du ein geringes Budget hast, kannst Du sie auf den vorhandenen Online-Plattformen oder beim nächsten Flohmarkt verkaufen. Letzterer eignet sich vor allem, wenn Du viele Niedrigpreis-Artikel hast und nicht jedes Kleidungsstück fotografieren und hochladen möchtest. Außerdem benötigt natürlich auch jedes hochgeladene Foto Speicherplatz auf einem Server, der mit Strom läuft/gekühlt werden muss und entsprechende Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Reduce, Reuse, Recycle, Repair und Resale – Das sind die 5R für umweltbewussten Modekonsum. Mit Repurpose und Rent geht aber noch mehr.

 

Repurpose

Repurpose kennen wir eher als „upcycling“ – also aus Altem Neues schaffen. Wenn Du Kleidungsstücke besitzt, die in die hinterste Ecke Deines Kleiderschranks verstoßen, aufgrund kleiner  Mängel oder falscher Größe aussortiert wurden, kannst Du diese mit ein paar Veränderungen wieder nutzbar machen.

So kannst Du Deine Kleidung und Textilien upcyceln:

  • Nähe Kleidung in falscher Größe passend oder lass sie beim Schneider vor Ort abändern
  • Gestalte aus löchrigen Shirts Makramee-Pflanzenhänger
  • Färbe Deine Textilien oder Kleidungsstücke neu ein
  • Peppe Deine Kleidung mit Patches, Pailletten, Knöpfen etc. auf
  • Nutze kaputte Kissenhüllen oder Shirts als Putzlappen
  • Mache aus Stoffresten Wattepads, ein Stirnband oder Tote-Bags in verschiedenen Größen

Rent

Es gibt manchmal besondere Anlässe im Leben, zu denen ein spezielles Outfit einfach dazu gehört. Das gilt für die eigene Hochzeit oder wenn Du als Gast auf einer Hochzeit eingeladen bist, das gilt für Deinen Abschlussball oder den Ball Deines Kindes, das gilt für manche Familienfeste oder auch Motto-Parties. Gerade, wenn das Outfit sehr teuer ist und dann nur einmal getragen wird, kann es alternativ zum Secondhand Kauf Sinn machen, das Ballkleid, Hochzeitskleid oder den festlichen Frack einfach zu leihen. Außerdem kannst Du, wenn Du Dir ein besonderes Outfit leihst, auf hochwertige Qualität und Markenkleidung zurückgreifen, die Du Dir sonst womöglich gar nicht leisten könntest. In den USA ist der Verleihservice gerade für Abendbekleidung und Wedding Guest Looks nicht unüblich, aber auch bei uns gibt es entsprechende Händler oder den Kostüm-Verleih. Aber selbst Leihmöglichkeiten für reguläre Alltagskleidung tun sich hier und da auf, zum Beispiel für Babybekleidung. Diese wird ja oft nur wenige Wochen oder Monate getragen. Insbesondere, wenn man nur ein Kind möchte oder Zwillinge bzw. Drillinge bekommt, ist die Investition für die Erstanschaffung sehr hoch. Die Kleidung stattdessen zu leihen, kann daher eine gute Alternative sein. Allerdings fallen hier natürlich Verpackung, Reinigung und Versand an.

AbendkleiderAbendkleider

Fazit

 

Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Ressourcen unseres Planeten zu schonen und der Ausbeutung von Menschen entgegen zu treten. Ein bewusster Konsum und sorgsamer Umgang mit Deinen ausgewählten Kleidungsstücken ist nicht schwer und verspricht Dir, lange Freude mit Deiner Kleidung zu haben – ob in der ursprünglichen Form oder nach einer Upcycling-Session. Kaufst Du neu, dann achte auf gute Qualität und faire Produktionsbedingungen für Mensch & Umwelt. Kaufst Du Secondhand, tust Du der Umwelt was Gutes und sparst auch noch Geld dabei. 

 

Autorin: Patricia Suchan

 

Quellen:
https://bumoka.blog/2020/12/18/so-geht-fair-fashion/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-reduce/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-reuse/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-recycle/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-repurpose/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-repair/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-rent/ 
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-resale/ 
https://goodonyou.eco/5rs-of-fashion/ 
https://www.swr.de/video/sendungen-a-z/landesschau-rp/gutzuwissen/das-bringen-die-neuen-regeln-fuer-altkleiderentsorgung-mit-sich-100.html 
https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article1745265/Warum-das-Internet-ein-Klimakiller-ist.html

Bildquellen:
https://www.pexels.com/de-de/foto/landschaft-sonnenuntergang-menschen-dreckig-5412975/
https://www.pexels.com/de-de/foto/30922972/
https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-kleiderbugel-mit-kleidung-halt-6068960/

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