Mehrere Bikinis aus PolyesterMehrere Bikinis aus Polyester

Material-ABC: Polyester

Was ist Polyester?

Polyester ist eine synthetische Chemiefaser, die in verschiedenen Strukturen und Materialstärken hergestellt werden kann. Sie ist in der Modeindustrie die am häufigsten verwendete Kunstfaser. Polyester zählt zu den chemischen Fasern, die aus mineralischen Rohstoffen wie Erdöl gewonnen werden. Für die Bekleidungsindustrie wird die Polyesterfaser häufig mit Naturfasern wie Baumwolle oder mit anderen Kunstfasern zu Mischgarnen verarbeitet. Polyester ist vor allem auch DIE Faser der Fast Fashion Industrie und aus der Modeindustrie kaum noch wegzudenken.

Ursprung

Ende der 1920er forschte Wallace H.Carothers für eines der weltweit größten Chemieunternehmen namens DuPont an der Herstellung von Polyesterfasern. Da Polyamidfasern damals hinsichtlich der wirtschaftlichen Nutzung Erfolg versprechender waren, stellte das Unternehmen die Forschung an der Polyesterfaser ein. 1939 nahmen britische Wissenschaftler Carothers´ Arbeit wieder auf und entwickelten eine Polyesterfaser namens „Terylen“. 1946 kaufte DuPont den Briten die Rechte für die Faser ab und entwickelten die heute noch bekannte Polyesterfaser-Marke Dacron®. In Amerika wurde die Polyesterfaser 1951erstmals präsentiert und beworben als Material, das ohne Bügeln 68 Tage getragen werden kann und selbst dann noch gut aussieht.

Warum ist Polyester so beliebt?

Die Polyesterfaser ist eigentlich immer in großen Mengen verfügbar, die Herstellung ist billig und das Material schnell verarbeitet. Daher ist es kein Wunder, dass Polyesterstoff zu den Lieblingen der Modeindustrie zählt. Hohe Baumwollpreise haben in den vergangenen Jahren das Wachstum der Polyesterstoffe noch beschleunigt. Da Polyester gerade auch in Kombination mit Naturfasern sehr robust und atmungsaktiv ist, ein leichtes Gewicht hat, eine hohe Elastizität aufweist und dazu noch verschiedene Griffigkeiten annehmen kann, ist der Boom von Polyester leicht nachzuvollziehen. Zudem können manche Mode-Schnitte tatsächlich nur mit Stoffen aus Polyesterfaser realisiert werden. 

Polyester Mode mit und ohne Chemie

Auch wenn Polyester (Polymere mit Esterfunktionen in ihrer Hauptkette) in der Natur ebenfalls vorkommen, verstehen wir unter Polyester heute vor allem eine große Stoffgruppe synthetischer Polymere (Kunststoffe), zu denen Polycarbonate (PC) und das thermoplastische Polyethylenterephthalat (PET) gehören. Polyester kann je nach Verarbeitung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen von biegsam und weich wie in Leggings hin zu starr und fest wie bei PET Flaschen. PES ist die Kurzbezeichnung für Polyester.

Beiger Mantel aus TeddystoffBeiger Mantel aus Teddystoff

Wie wird die Polyesterfaser hergestellt?

 

Polyester gilt als die größte Chemiefasergruppe. Die synthetischen Fasern werden, da sie thermoplastisch sind, im Schmelzspinnverfahren hergestellt. Zerkleinertes Polymer wird mittels einer sogenannten Schnecke, die sich in einem beheizten Zylinder befindet, vorwärts bewegt, wobei das Polymer währenddessen schmilzt. Die Schmelze gelingt über Spinnpumpen an Spinnstellen mit Düsen. Tritt es dort aus, erstarrt es (auch mithilfe angeblasener Luft) zu einer Endlosfaser (sog. „Filament“). Diese wird in den meisten Fällen weiterverarbeitet und mit anderen Fasern zu Spinngarnen versponnen. Bei recyceltem Polyester, auf das wir auch immer öfter in der Bekleidungsindustrie stoßen, wird vorhandener Kunststoff (häufig zum Beispiel PET-Flaschen)   geschmolzen und zu textilen Fasern versponnen.

 

Viele bunte Stoffstücke Viele bunte Stoffstücke

Eigenschaften von Polyester

 

Polyester ist in der Modeindustrie in mehr als der Hälfte aller Textilien enthalten. In seiner ursprünglichen Form ist es farblos und wird vor der Verwendung für Textilien entsprechend gefärbt. Mit spezieller Farbe kann ausgebleichter Polyester wieder aufgefrischt werden, jedoch sind die Auswirkungen auf die Umwelt abzuwägen. Die Eigenschaften von Polyester variieren je nach Verwendungszweck. Generell ist Polyester sehr pflegeleicht. Textile Artikel aus Polyesterstoff weisen zudem folgende Eigenschaften auf:

Vorteile von Polyester

  • Sehr strapazierfähig und elastisch
  • Reissfest und scheuerfest
  • Knitterarm
  • Läuft nicht ein
  • Weiche und geschmeidige Haptik
  • Form-, Einlauf- und Lichtbeständig
  • Trocknet schnell
  • Schimmel- und Fäulnisbeständig
  • Mottensicher
  • Abweisend gegenüber Schmutz und Wasser
  • Isolierende Wirkung/ Windundurchlässig

 

Nachteile von Polyesterstoffen

  • Geringe Atmungsaktivität
  • Starke elektrostatische Aufladung
  • Bei empfindlicher Haut sind Hautreizungen möglich

 

Musterstoffe in einem StoffgeschäftMusterstoffe in einem Stoffgeschäft

Verwendungsarten von Polyester in der Textilbranche

Polyester kommt vor allem in Sport- oder Outdoorbekleidung zum Einsatz, wird aber auch gerne für Kleider, Fleecejacken, Hemden, Blusen, Bademode und Unterwäsche genutzt, da Kleidung aus Polyester nicht gebügelt werden muss. Ansonsten wird es als wärmender Futterstoff für Winterkleidung oder sonstige Stepparbeiten genutzt. Abseits der Bekleidungsindustrie nutzt man Polyester für Heimtextilien wie Gardinen oder auch Bettwäsche, da es leicht und warm ist. Aufgrund der Strapazierfähigkeit kommt es auch für Außenhüllen wie Zeltplanen zum Einsatz.

 

Stoffe aus Polyester

Für leichte Blusenstoffe oder auch Kleider und Röcke wird Polyester zu feinem Gewebe weiterverarbeitet, das durch entsprechende Veredelungstechniken weich fließend, fein oder fast transparente Merkmale aufweisen kann. Satin aus Polyesterfasern ist die pflegeleichtere Variante zur Seide und weist dennoch ähnliche Eigenschaften auf. Auch Chiffon aus Polyester ist optisch von Chiffon aus Naturseide kaum zu unterscheiden, aber wesentlich pflegeleichter. Für Lurex-Stoffe, die in der Sportbekleidung gerne verwendet werden, wird Polyester mit Aluminium bedampft und erhält dadurch eine leicht glitzernde Optik. Gerade für Funktionskleidung werden Polyesterstoffe häufig genutzt, denn sie können imprägniert werden und sind dann besonders gut für Outdoor-Aktivitäten geeignet. Auch kann ein UV-Schutz in den Stoff eingearbeitet werden, was Polyester für Sport- und Badebekleidung sehr beliebt macht.

Teppich aus verschiedenen StoffenTeppich aus verschiedenen Stoffen

Auswirkungen auf die Umwelt Wie nachhaltig ist Polyester?

 

Polyester ist eine auf Erdöl basierende Kunstfaser, die biologisch nicht abbaubar ist. Dass die Ölproduktion generell schädlich für die Umwelt ist, dürfte klar sein. Auch wenn die Polyesterfaser für die Modeindustrie quasi jederzeit und in großen Mengen verfügbar ist, sind die Ölreserven begrenzt. Aufgrund von Ölknappheit werden von der Industrie auch mal andere Quellen zur Ölgewinnung genutzt. Ölsand in Kanada ist ein Beispiel, bei dem riesige Waldflächen zerstört werden, um den fossilen Rohstoff zu gewinnen. 
Doch auch mit der Nutzung von Kleidung aus Polyester gelangen schädliche Stoffe ins Abwasser. Denn beim Waschvorgang lösen sich winzige Faserteile aus Mikroplastik aus der Kleidung. Tatsächlich werden pro Waschgang von synthetischer Kleidung ca. 500.000 - 6 Millionen Mikrofasern freigesetzt. Diese winzigen Plastikteilchen gelangen - mit diversen Schadstoffablagerungen - irgendwann ins Meer und werden von den Meeresbewohnern geschluckt, was zur Störung der gesamten Nahrungskette in den Meeren führen kann. Auch nehmen wir über die Nahrung Mikroplastik auf. Wie schädlich sich das auf die menschliche Gesundheit auswirkt, ist noch nicht final geklärt.

Recyceltes Polyester

Kleidung aus Polyester wird in der Praxis (75%) dann doch eher verbrannt oder landet auf der Deponie, wo sie an die 500 Jahre braucht, um zu verrotten. Wir bekommen weder von den Müllbergen noch von den Verbrennungen viel mit, die Einwohner von Entwicklungs- und Schwellenländern sehr wohl. Heute finden wir häufig Kleidung, die aus recycelten PET-Flaschen gemacht wurde (oder zumindest teilweise). Das ist zwar einerseits gut, weil das Plastik dann zum Beispiel nicht mehr im Meer ist und weniger Ressourcen benötigt werden, sollte aber dennoch keine langfristige Lösung sein. Denn im Grunde ist das ähnlich wie manche Behandlung von Krankheiten im Westen: das Symptom wird therapiert, die Ursache damit aber nicht behoben.

So kannst Du die negativen Auswirkungen von Polyester auf die Umwelt reduzieren

Aufgrund seiner Robustheit hat Polyester natürlich den Vorteil, sehr langlebig zu sein. Da es heute schon unglaublich viele Kleidungsstücke aus Polyester auf dem Markt gibt, ist ein Secondhand Kleidungsstück aus Polyester dem Neukauf definitiv vorzuziehen. Möchtest Du langsam auf fair produzierte und umweltverträglichere Kleidung umstellen, dann wirf Deine aussortierte Kleidung aus Polyester nicht gleich weg, sondern überlege eher, welche Möglichkeiten es zum Upcyceln oder Reparieren gibt. Findest Du keine passende Lösung, dann gib Deine intakten Artikel im Secondhand-Store ab oder an jemanden weiter, der noch länger Freude daran hat. Reduziere außerdem die Waschvorgänge von Kleidung aus Polyester. Manchmal reicht ein Auslüften an der frischen Luft schon aus und vermindert die Abgabe von Mikroplastik ins Abwasser.

 

Foto von einem Label mit der Aufschrift 100% PolyesterFoto von einem Label mit der Aufschrift 100% Polyester

Tipps zur Pflege von Polyester

Waschen

Reiner Polyesterstoff ist sehr pflegeleicht und lässt sich in der Waschmaschine generell bei 40°C waschen. Bei Garnmischungen greift die 40°C-Regel womöglich nicht mehr, daher am besten vorab das Pflegeetikett checken.

Trocknen

Kleidung aus Polyester trocknet super schnell, sollte aber nicht unbedingt in den Trockner. In der Regel können Textilien aus reinem Polyester dort zwar auf niedriger Stufe getrocknet werden, je nach Alter des Geräts und auch der Materialzusammensetzung kann es aber zur Schädigung der Faser kommen. Zudem lädt sich Kleidung aus Polyester im Trockner elektrostatisch auf, sofern nicht ein Rest Feuchtigkeit im Kleidungsstück verbleibt. Die Trocknung an der Luft ist für Textilien aus Polyester daher generell vorzuziehen. Wenn es etwas schneller gehen soll, kann das Kleidungsstück vorher in ein weiches, saugfähiges Handtuch gerollt und ausgedrückt werden.

Bügeln

Bügeln ist für Dich total ätzend? Dann wirst Du dies lieben: Stoffe aus Polyester bleiben nach dem Waschen weitgehend knitterfrei, vor allem wenn das Kleidungsstück auf einem Bügel hängend trocknet. Falls Du sowieso immer bügelst, darfst Du auf ganz niedriger Stufe minimale Fältchen ausbügeln vorher aber unbedingt an einer unauffälligen Stelle die Temperatur testen oder zur Sicherheit noch ein Tuch unter das Bügeleisen legen.

Flecken

Flüssigkeiten auf Wasserbasis werden von den Kunstfasern aufgesogen. Flüssige Flecken können zunächst mit einem trockenen Tuch abgetupft oder direkt ausgewaschen werden. Hat sich ein Fleck im Stoff festgesetzt, sind feste Fleckreste zunächst durch Abkratzen oder Einweichen in warmem Wasser zu entfernen. Spezielle Flecken wie Öl oder Fett werden mit einem Fleckentferner vorbehandelt, der zum Gewebe und Fleck passt. Danach kann das Kleidungsstück (so heiß wie möglich) in der Waschmaschine gewaschen werden. Check auch gern unser Fleckenlexikon zur Behandlung bestimmter Flecken.

 

 

Wir freuen uns, wenn wir in unserem Material-ABC die ein oder andere Frage zu Polyester klären konnten. 

 

Autorin des Artikels: Patricia Suchan

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