

Material-ABC: Polyacryl
Was ist Polyacryl?
Die Kunstfaser Polyacryl taucht in fast jedem Etikett kuscheliger Kleidungsstücke wie Pullover oder Strickjacken auf, manchmal auch mit der Bezeichnung „Acryl“. Dabei weist die synthetische Faser nicht nur in der Haptik ähnliche Eigenschaften auf wie die Naturfaser Wolle. Sie ist jedoch günstiger und leichter als das Naturprodukt.
Polyacryl wurde 1942 in Deutschland entwickelt und wird seit Mitte der 1950er Jahre zu 75% in Bekleidung, Heimtextilien und im technischen Bereich eingesetzt. Mittlerweile werden jährlich an die 133.000 Tonnen Polyacryl in Deutschland hergestellt. In der Menge wird das nur von Polyester und cellulosischen Fasern (z.b. für Viskose oder Modal) übertroffen. Dralon® ist einer der bekanntesten Markennamen.
Wie wird Polyacryl hergestellt?
Als synthetische Faser wird Polyacryl aus Rohstoffen wie Kohle, Erdgas oder Erdöl gewonnen. Im Fall von Polyacryl ist es Erdöl, denn die Kunstfaser basiert auf Acrylnitril, was wiederum aus Erdöl hergestellt wird.
In Nass- oder Trockenspinnverfahren wird der Grundstoff Polyacrylnitril zu endlos langen Polyacryl-Fasern verarbeitet. Die Herstellung benötigt viel Energie. Durch eine Düse wird die Spinnmasse in einen Schacht mit Warmluft gedrückt oder alternativ in ein Fällbad eingeschossen (Nassspinnverfahren). Bei Letzterem sorgt ein Chemiezusatz dafür, dass ein fester Faden entsteht.


Polyacryl hat ähnliche Eigenschaften wie Wolle.
Eigenschaften von Polyacryl
Strickware aus Polyacryl erinnert häufig an Wolle, ist jedoch leichter und meistens günstiger als echte Wolle. Textile Mode und Heimtextilien aus Polyacryl haben Wollähnliche Eigenschaften mit einigen Abweichungen.
Vorteile
- Weich und leicht
- Leicht wärmend
- Licht- und formbeständig
- Trocknet schnell
- Strapazierfähig
- Knitterarm
- Filzt in der Regel nicht
Nachteile
- Keine temperaturausgleichenden Eigenschaften
- Wenig saugfähig
- Kleidung müffelt schneller
- Elektrostatische Aufladung
- Wärmeempfindlich


Trendiger Pulli aus Polyacryl.
Verwendungsarten von Polyacryl in der Textilindustrie
Polyacryl Stoffe werden häufig für Outdoor Textilien wie Kissen oder Markisen verwendet, denn durch eine Spinndüsenfärbung werden sie besonders UV-beständig. Außerdem finden wir die Kunstfaser in Textilien mit Flor oder in Fellimitationen, wie es zum Beispiel bei Stofftieren der Fall ist. In der Bekleidungsindustrie ist die günstige Alternative zu Wolle sehr beliebt, vor allem bei Strickwaren. Kaum ein Pullover oder eine Strickjacke schafft es auf den Markt, die nicht zumindest einen kleinen Polyacryl-Anteil aufweist. Tatsächlich verfilzen Naturfasern und andere Fasern durch die Beimischung der Kunstfaser weniger. Regen- und Sportbekleidung enthalten ebenfalls häufig Polyacryl-Anteile, zum Beispiel im Innenfutter. Und wenn Du hin und wieder selbst strickst oder häkelst, hattest Du vermutlich ebenfalls schon des Öfteren flauschige Wollknäuel aus 100% Polyacryl in der Hand.
Polyacryl ist häufig Bestandteil von kuscheliger Kleidung.
Wie nachhaltig ist Polyacryl?
Ökologisch produzierte Fasern können den weltweiten Bedarf der Fashion Industrie nicht decken. Das ist mitunter ein Grund, weshalb synthetische Stoffe für die Mode Industrie unerlässlich sind — zumindest solange die Nachfrage nach neuer Kleidung in der aktuellen Form bestehen bleibt. Die Polyacrylfaser benötigt im Produktionsprozess zwar weniger Wasser als Baumwolle für das Wachstum, allerdings mehr Energie. Zudem ist viel Chemie notwendig, um die Fasern produzieren zu können. Werden diese außerdem im Ausland hergestellt, ist nicht unbedingt gewährleistet, ob die Vorgaben zur Entsorgung auch tatsächlich eingehalten werden. Zudem wird im Lebenszyklus eines Bekleidungsstücks Mikroplastik mit jedem Waschgang abgesondert, die nicht herausgefiltert werden können. Da Polyacryl allerdings eine hohe Haltbarkeit hat, sind die Textilien zumindest bei entsprechender Pflege lange nutzbar. Ist das Kleidungsstück am Ende seiner Nutzungsdauer angekommen, ist es allerdings je nach Zusammensetzung jedoch schlecht bzw. gar nicht abbaubar und Recycling findet für Polyacryl derzeit eher selten statt.
So kannst Du die negativen Auswirkungen von Polyacryl auf die Umwelt reduzieren
Ist Polyacryl erstmal im textilen Kreislauf gelandet, kannst Du deren nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt dennoch positiv beeinflussen:
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Trage Kleidungsstücke aus Polyacryl möglichst lange.
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Hast Du ein Kleidungsstück aussortiert, gib es in einem Second Hand Laden oder bei der Kleiderspende ab, damit es noch länger getragen werden kann.
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Wasche Kleidungsstücke nur bei Bedarf bei voller Waschladung und idealerweise mit Flüssigwaschmittel. Wähle zudem eine niedrige Schleuderzahl und nutze gegebenenfalls ein spezielles Wäschenetz. So vermeidest Du, dass sich zu viele Mikrofasern aus den Stoffen lösen und Mikroplastik im Meer landet.
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Können Textilien aus Acryl am Ende ihres Lebenszyklus nicht für andere Zwecke weiter verwendet werden, gib diese bitte für eine fachgerechte Verwertung am Wertstoffhof ab.
Dank ihrer langen Haltbarkeit, können die kuscheligen Textilien aus Polyacryl lange getragen werden. Wir haben viele tolle Pullover, Strickjacken, Cardigans und Kleider aus Polyacryl oder mit Polyacryl-Anteil in unserem Sortiment und freuen uns, wenn wir diese gemeinsam etwas länger im Kreislauf halten können.


Tipps zur Pflege von Polyacryl-Kleidung
Waschen
Bekleidung aus Polyacryl oder mit Acryl-Anteil kannst Du bei 30°C in der Waschmaschine mit Feinwaschmittel waschen.
Trocknen
Kleidung aus Acryl sollte auf keinen Fall in den Trockner. Die Fasern könnten hier zu stark erhitzt werden oder sogar verbrennen und dann giftige Stoffe absondern. Zudem laden sich die Kleidungsstücke aus Polyacryl im Trockner elektrostatisch auf. Da die Kunstfaser sehr schnell trocknet, kannst Du Deine Lieblingssachen auch ohne Trockner schnell wieder tragen.
Bügeln
Da Polyacryl Hitzeempfindlich ist, sollte es nur auf niedrigster Stufe gebügelt werden, sofern es unbedingt nötig ist.
Achte generell auf die Angaben im Pflegeetikett, da diese aufgrund von Fasermischungen von allgemeinen Pflegeanleitungen abweichen können.
Hoffentlich konnten wir in unserem Material-ABC zu Polyacryl die ein oder andere Frage bezüglich der flauschig weichen Kunstfaser klären.
In unserem Online Shop und in den Stores findest Du für Damen, Herren und Kinder viele Kleidungsstücke aus Polyacryl oder mit Polyacryl-Anteil. Wie wäre es mit einem Strickpullover oder einer Fake Fur Jacke für Damen, einem Vintage Cardigan oder einer Outdoor-Weste für Herren, einer Glitzer-Kombination oder Strick-Top für Mädchen, einer Strick-Weste oder einem Blazer für Jungen?
Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!
Autorin des Artikels: Patricia Suchan
Quellen:
Binder, B.F.; Kühnle, J.; Roser, K.: nähen - Das Standardwerk, S. 151f, S. 162
https://www.hausjournal.net/markisenstoff-acryl-oder-polyester
https://meingehaekeltesherz.de/materialkunde-kunstfasern
https://meingehaekeltesherz.de/vorteile-und-nachteile-von-kunstfasern
https://www.merkur.de/leben/wohnen/polyacryl-alles-eigenschaften-herstellung-waschen-zr-13497291.html
https://utopia.de/ratgeber/polyacryl-eigenschaften-anwendung-und-probleme-der-kunstfaser/
